Sehenswerte Gebäude in Wietzendorf

St.-Jacobi-Kirche

Der Name der Wietzendorfer Kirche geht auf den biblischen Apostel Jacobus den Älteren zurück, der zum engeren Kreis von Jesus gehörte. Die Anfänge der Kirchengemeinde in Wietzendorf sind bis zum Missionar Landolf zurück zu verfolgen, der über die Aller zur Wietze gelangte und in einem der Hertha geheiligten Hain eine Kapelle baute.

Kirche

Die jetzige Kirche ist im neugotischen Stil 1876 vom Konsistorialbaumeister Conrad Wilhelm Hase errichtet worden, die Baukosten betrugen 53.000 Reichsmark. Außen wie innen zeigt die Kirche Merkmale eines reifen Stils: Schlichtheit, Ausgewogenheit und die Vorliebe für einfache, unverdeckte Materialien wie Backstein und Holz. Bei all dem zeigt sich seine Orientierung an norddeutschen Vorbildern der späten Backsteingotik.

Die Kirche ist in ihrer Grundstruktur eine dreischiffige Hallenkirche mit vier Jochen, Querhaus und 5/8-Chorschluss. Das mittlere der drei Kirchenschiffe ist höher und deutlich breiter als die gangartigen Seitenschiffe. Hervorgehoben ist auch das Querhaus, dessen Joch um ein Drittel breiter ist als eines der Joche des Langhauses.

Den aus Holz gebauten Kirchturm von 1545 hat man weiter benutzt. Er trägt drei große Glocken, von denen die älteste 1564 von einem durch Wietzendorf reisenden Glockengießer gegossen wurde: „Anno 1564 gos mich Valtein Brom zu Witzendorp zu der Zeit do Carsten Siverden, Heinrich zu Redinck, Micchel zum Broke Kercksworen waren.“ Die beiden anderen Glocken lösten 1970 und 1972 zwei Glocken aus dem 18. Jahrhundert ab.

Das Taufbecken aus Bronze ist ein besonders edles, frühes Werk aus dem Hochmittelalter, datiert zwischen 1365 und 1370. Es stammt aus einer Lüneburger Werkstatt und ist vermutlich Geschenk der Lüneburger Familien, deren Wappen sich auf der Beckenwand befinden. Vier Trägerfiguren in Menschengestalt stützen das Becken, das mit drei Reliefbändern und 34 Reliefs verziert ist. Die Taufschale stammt von 1650.

1957 wurde der Chorraum von dem bekannten Rotenburger Kirchenmaler Rudolf Schäfer neu gestaltet, die ursprüngliche Innengestaltung der Kirche war wesentlich schlichter. Die beiden Gemälde links und rechts vom Altarraum stellen Ostern und Weihnachten dar. Die Bilder in den Deckenböden des Altarraumes verweisen auf die messianischen Verheißungen des Propheten Jesaja und die Offenbarung Johannes: das thronende Gotteslamm, Wunderbar-Rat, Kraftheld, Ewigvater und Friedefürst. Das große Kruzifix stammt ebenfalls von Rudolf Schäfer.

Die Kanzel von 1876 besticht durch ihre qualitätsvolle Holzarbeit und die repräsentativen Tafelgemälde, die hier die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Über dem sechseckigen Kanzelkorb befindet sich ein ebenfalls sechseckiger Schalldeckel, der der Verstärkung der Stimme diente.

Auch die Orgel stammt aus dem Jahr 1867 und ist von Gustav Carl Engelhardt aus Herzberg am Harz erbaut worden. Sie ist eine Schleifladenorgel mit mechanischer Traktur mit insgesamt 1.049 klingenden Pfeifen verteilt auf drei verschiedene Orgelwerke.

Peetshof

In zentraler Lage befindet sich der 11.000 m² große Peetshof, der 1874 erbaut wurde und sich noch im originalen Zustand präsentiert. Der Erwerb des ehemaligen Vollhofes durch die Gemeinde 1987 war von weit reichender kultur- und kommunalpolitischer Bedeutung.

Der Peetshof wurde umgebaut und Stück für Stück mit gesammelten antiquarischen Möbeln und Geräten, die etwa um 1900 den Alltag auf dem Lande bestimmten, ausgestattet. Aus diesem Grund beherbergt der Hof heute ein bäuerliches Museum, ein Landwirtschaftsmuseum, ein Torfmuseum und ein Imkermuseum. Diverse Feste sind neben den drei Frühschoppen des Verkehrsvereins und dem Sommerfest des Heimatvereins alljährlich wiederkehrende Höhepunkte der Veranstaltungsreihen auf dem Peetshof.

Haupthaus

Das Haupthaus wurde 1874 als Vierständerhaus errichtet. Die Giebelseite des Wohnbereichs ist mit gefasten Holzkassetten verkleidet, die einerseits als Wetterschutz und andererseits auch als Imitation einer Steinquaderfassade dienten. Ein anderes Indiz dafür, Wohlstand dokumentieren zu wollen, ist der Eingangsbereich zur Wohnung von der Straßenseite her. Der Weg führt um ein Rondell zu der repräsentativen Haustür, den Auffahrten mancher Herrenhäuser nachempfunden. Die Diele dient heute als stimmungsvoller Versammlungs- und Veranstaltungsraum. Gute Stube, Spinnstube, Schlafstube und Küche wurden als bäuerliches Museum mit zahllosen Ausstellungsstücken um 1900 hergerichtet. Der Verkehrsverein hat sich im Erdgeschoss mit der Tourist-Information angesiedelt. Der Boden beherbergt den Musikverein und die Landjugend, außerdem einen großen Ausstellungsraum über die Wietzendorfer Geschichte mit dem August-Dehning-Zimmer.

Schweinehaus

Das 1888 errichtete Schweinehaus wurde 1991 vom Heimatverein Peetshof in Eigenleistung renoviert und beinhaltet eine Futterküche für das alljährliche große Schlachtefest, eine Werkstatt und eine Garage. Außerdem sind auch noch die alten Schweinebuchten vorhanden.

Scheune

Die Renovierung der 1876 errichteten Scheune wurde 1993 durchgeführt. Die 110 m² große ehemalige Deputatwohnung wird seit 1992 von Hausmeisterehepaaren bewohnt. In der Scheune findet sich eine Ausstellung landwirtschaftlicher Maschinen und Geräte.

Göpel

Der Göpel, auch Rosswerk genannt, diente früher als Antrieb für Dreschmaschine, Schrotmühle oder Häckselmaschine. Er wurde durch die Zugkraft eines Pferdes als Rundganggöpel betrieben, später aber allmählich durch Elektromotoren verdrängt.

Treppenspeicher

Der Treppenspeicher wurde 1871 mit weit über der Treppe vorkragendem Sparrendach und mit verbohltem Fachwerk errichtet. In ihm wurde Korn gelagert. In zwei der unteren Räume informiert der Imkerverein mit einer Ausstellung über die Heideimkerei einst und jetzt. Im dritten Raum ist eine kleine Moor- und Heideausstellung zu finden.

Backhaus

Das Backhaus wurde 1648 errichtet und gegen Ende des 19. Jahrhunderts zerstört. Das neue Backhaus wurde in Eigenleistung durch den Heimatverein Peetshof nach Befunden des Landwirtschaftsmuseums Hösseringen und alten Vorlagen 1995 erstellt. Im Backofen wird seit dem mehrmals jährlich Brot nach altbäuerlicher Art gebacken.

Bauerngarten

Der Bauerngarten wird in naher Zukunft neu angelegt.

Schafstall

Der Schafstall wurde 2002 vom Heimatverein Peetshof vom Beschanshof in Halmern abgetragen. Der noch vorhandene Teil stammt aus dem 17. Jahrhundert. Auf dem Peetshof wurde der Schafstall im Sommer 2002 neu errichtet und ergänzt. Er diente früher als Winterschafstall und wird heute in zahlreiche Veranstaltungen mit einbezogen, bekommt auch gelegentlich „Besuch“ von echten Heidschnucken.

Rathaus

1990 wurde das Rathaus und das Rathausgrundstück im Rahmen der Dorferneuerung völlig neu gestaltet. Das um 1860 als Kötnerstelle errichtete Gebäude, in dem an 1920 die Familie Meyer eine Gaststätte mit Getreidehandel betrieben hatte, wurde seit etwa 1970 von der Gemeinde als Rathaus, Polizeistation und Sitz des Verkehrsvereins genutzt.

Die Außenfassade wurde so behutsam renoviert, dass der ursprüngliche Charakter des Gebäudes als Ortsmittelpunkt erhalten blieb. Innen wurde das Rathaus den Ansprüchen an eine moderne Verwaltung angepasst. Heute arbeiten 17 engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rathaus, außerdem ist dort noch immer die Polizeistation mit zwei Mitarbeitern untergebracht. Zur Belebung des Gebäudes trägt auch die vom Heimatverein Peetshof ehrenamtlich betriebene Lesestube im Rathaus bei.

Rathausplatz

Im Rahmen der Neugestaltung des Rathausplatzes wurde die alte Scheune, in Wietzendorf allgemein nur als „Schluckmühle“ bekannt, abgerissen. An der Stelle entstand ein kleiner und vor dem Haupteingang des Rathauses zur Königstraße hin ein großer Platz, die mit einer Achse verbunden wurden. Die Plätze wurden sehr gut angenommen, zahlreiche Veranstaltungen finden dort statt. Aufgrund des als Pflaster verwendeten roten Klinkers ist der Platz im Volksmund nur als „roter Platz“ bekannt. Die sechs Findlinge symbolisieren genau ausgerichtet die sechs ehemaligen Gemeinden Bockel, Marbostel, Meinholz, Reddingen, Suroide und Wietzendorf, die heute die Einheitsgemeinde Wietzendorf bilden.

Apotheke

Friedrich August Wilhelm Kohrs und sein Bruder Hermann bauten 1897/98 das damals größte Haus in Wietzendorf.

Kaufmann Kohrs profitierte dabei von der Einrichtung des Truppenübungsplatzes Munster und der neu geschaffenen Eisenbahnverbindung Uelzen – Langwedel, denn nun kamen auch Kunden aus den Ortschaften der Gemeinde Munster zum Einkaufen.

Der Einzelhandel umfasste Kolonialwaren, Eisenwaren, Porzellan und Manufakturwaren. Außerdem waren die Poststelle, die Spar- und Darlehnskasse und die Volksbank dort untergebracht. Hinzu kam der traditionelle Gaststättenbetrieb. Heute beherbergt das Gebäude die Wietzendorfer Apotheke.

Bahnhof

Am 23. April 1910 wurde die Kleinbahnstrecke Soltau-Wietzendorf-Bergen eröffnet. 1944 wurde die Kleinbahngesellschaft von den Osthannoverschen Eisenbahnen (OHE) übernommen. Seit der Personenverkehr nach dem Zweiten Weltkrieg unwirtschaftlich geworden war, wird die alte Kleinbahnstrecke nur noch für den Güterverkehr genutzt.