Kulturstätten-Beschilderung

Ein weiteres Projekt im Rahmen des erfolgreichen Regionalmanagements „Kulturraum Oberes Örtzetal“ konnte unter Federführung der Kulturgeografin Garnet Grünhagen vom Lüneburger Büro für Kulturlandschaftsanalyse und Landschaftsentwicklung fertig gestellt werden. Es wurden insgesamt 58 Kulturstätten in sechs Ortschaften ausgeschildert. Sie sollen Besuchern und Einwohnern einige besonders eindrucksvolle Beispiele geschichtlicher Entwicklung der Orte Bergen, Faßberg, Hermannsburg, Müden, Munster und Wietzendorf zeigen.

Grünhagen und ihre Mitarbeiter schlugen bereits 2007 im Rahmen einer Machbarkeitsstudie eine thematische Fokussierung bei der Darstellung der Orte vor. Denn wenn sich hier auch auf den ersten Blick sechs Heideorte präsentieren, so prägen doch sehr unterschiedliche Ereignisse und Geschehnisse der Vergangenheit ihr heutiges Aussehen und das Erleben der Orte.

Wietzendorf stellt dabei den Klassiker unter den Heideorten dar. Hier kann der Interessierte das „Heidedorf im Wandel“ erleben. Wo liegen die Unterschiede in der Entwicklung der Höfe? Was machte das Küsteramt aus? Wie fügte sich industrieller Abbau von Rohstoffen in ein Heidedorf ein?

Antworten auf solcherlei Fragen werden an zwölf Stellen im Ort gegeben. Das Besondere am gesamten Konzept: Es erwartet den Besucher nicht die klassische Informationstafel vor Ort, sondern eine Mischung aus persönlichen Eindrücken, Lebensgeschichten und Zitaten aus der jeweiligen Zeit. Im Fokus stehen also die Menschen, die die jeweilige Zeit prägten. In einem sehr gelungenen Flyer, der in den Rathäusern und Touristinformationen erhältlich ist, werden die Hintergründe und Fakten zu den Stationen erläutert.

Die Entdeckung der klassischen Lüneburger Heide durch Sommerfrischler und Künstler und ihr starker Einfluss auf den Ort Müden an der Örtze werden dort an sieben Stellen dargestellt. Namen wie Flebbe, Speckmann, Rose und Löns gehören zu Müden wie die alten Bauernhöfe und Gassen, die von den Künstlern geliebt, gemalt und beschrieben wurden.

Hermannsburg zeigt facettenreiche Kirchengeschichte auf kleinstem Raum: von der Missionierung und jahrhundertealter Kulturgeschichte über die Gründung der Hermannsburger Mission bis hin zur Kirchenspaltung im 19. Jahrhundert und der Öffnung des kirchlichen Lebens im 20. Jahrhundert zeigen 13 Stationen den Inbegriff „Hermannsburg“ an.

Die Geschichte des Kulturraumes ist aber ohne Zweifel auch eine Geschichte des Militärs. Begonnen hat dies mit der Wahl von Munster als Standort für übende Truppen 1893 und einer fast 120 Jahre alten Überprägung des alten Heidedorfes durch Kasernen, Übungsräume und Rüstungsbetriebe. Neun Kulturstätten zeigen, was über diese lange Zeit Munsters Wandel ausmachte.

Die Entwicklung ging in Bergen und Faßberg weiter. Beide Orte wurden Kerne für Übungen der Reichswehr. Faßberg entstand als Siedlung auf dem Reißbrett, als Neugründung einer Militärsiedlung des Dritten Reiches. Mit den klassischen „Stadtteilen“ durch geplanten Siedlungsbau ist Faßberg seit den 1930er Jahren ein künstlicher, aber gleichzeitig geliebter Ort. Die Häuser prägten den Menschenschlag und dieser prägte das innerörtliche Leben. So sind es vor allem Lebensgeschichten der Bewohner, die die neun Tafeln in Faßberg füllen.

Das schwerste Thema hat aber wohl der Ort Bergen. Bergen stellt sich seiner Geschichte als Ort der Gedenkstätten. Von der Umsiedlung und Vertreibung der alten Bauernfamilien aus der Heidmark zur Gründung eines Truppenübungsplatzes über das Russenlager, das gegen Ende des Krieges zum Konzentrationslager wurde, hin zu den Stationen der Erinnerung an gefallene und verwundete Soldaten sind acht Stationen in und um Bergen erlebbar.

Dieses umfangreiche und intensiv ausgearbeitete Projekt wurde mit EU-Mitteln von der Behörde für Geoinformation, Landentwicklung und Liegenschaften Verden bezuschusst. Begleitet und getragen wurde es von vielen Einwohnern der Ortschaften, die durch ihre persönlichen Geschichten, Alben und schriftlichen Quellen eine Öffnung des Raumes auf besondere Art erreicht haben.